Vielfalt

Folge “Erziehungsratgeber” in Zusammenarbeit mit den Freiburger Nachrichten

M.K.: „Ich war mit meinen beiden Kindern im Zug unterwegs. Im Abteil gegenüber sahen sie eine Frau im Rollstuhl. Meine Kinder waren regelrecht fasziniert von dem und konnten ihre Blicke nicht abwenden. Sie begannen Fragen zu stellen, und ich fühlte mich zunehmend unwohl. Eine Scham überkam mich, da ich nicht genau wusste, wie ich angemessen reagieren könnte.“

Vielen Dank für diese Alltagssituation, die bestimmt von vielen Eltern in ähnlicher Form bereits einmal erlebt wurde. In dieser Situation werden wir mit unserer eigenen Haltung und Erfahrung konfrontiert und damit, welche Werte wir unseren Kindern für die Zukunft mitgeben möchten.

Kinder nehmen schon sehr früh unterschiedliche Merkmale beim Gegenüber wahr. Ungefähr im Alter von zwei Jahren können sie die für sie unbekannten Merkmale (Brille, Sprache, Alter, Geschlecht, körperliche Beeinträgchtigung, Fähigkeiten, kulturelle Herkunft …) teilweise lautstark kommentieren. Ihre Kinder haben mit den Fragen und dem Blick nichts anderes ausgedrückt, als dass sie etwas Ungewohntes/Neues sahen. In der von Ihnen beschriebenen Situation sind die Kinder neugierig und möchten gerne mehr über den Rollstuhl erfahren, um dieses Bild für sich einzuorden und sich zu orientieren. Deshalb ist Wegschauen oder die Fragen der Kinder unkommentiert lassen für uns als Eltern keine Option. Vielmehr bietet dieser Moment die Möglichkeit, das Thema der Vielfalt aufzugreifen, die verschiedenen Menschen wahrzunehmen und wertzuschätzen.

Ganz gelassen können sie mit den Kindern über die Unterschiede zwischen den Menschen reden, z.B. dass einige Menschen nicht selber gehen können und deshalb einen Rollstuhl brauchen. Fragen Sie bei den Kindern nach, um ihren genauen Informationsbedarf zu erfahren. Es ist wichtig, wahrheitsgetreu zu antworten, sie jedoch nicht mit zu vielen und detaillierten Informationen zu überforden. Unterstützen sie ihre Kinder dabei, ihre vertrauten Bilder und Erfahrungen mit neuen Informationen zu verbinden. Dies fördert den Respekt, die Toleranz und die Empathie unter uns, denn das „Andersein“ ist kein Grund, Menschen auszuschliessen. Kinder lernen so schon frühzeitig, einen selbstverständlichen Umgang mit verschiedenen Perspektiven und Lebenswelten. Wir als Eltern tragen mit einer offenen und wertschätzenden Haltung dazu bei, Menschen wohlwollend zu begegegnen, statt auszugrenzen.

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