Selbständigkeit

Folge “Erziehungsratgeber” in Zusammenarbeit mit den Freiburger Nachrichten

«Wenn meine Kinder mit Legos oder der Eisenbahn spielen, brauchen sie mich oft, um die Spielsachen richtig zusammenzusetzen oder zusammenzuführen. Aktuell finde ich die Spielsituation ziemlich anstrengend, da die Kinder kaum mehr allein spielen wollen und mich ständig um Hilfe rufen. Ich bin gerade etwas ratlos, wie ich mich verhalten soll.» 

Es ist tatsächlich so, dass es für uns Erwachsene schwierig auszuhalten ist, wenn wir die Fehlerquelle beim Spiel sehen. Ein einfacher Griff unsererseits, und die Eisenbahnschienen sind miteinander korrekt verbunden. Doch wenn wir in diesen Momenten eingreifen, verwehren wir damit unseren Kindern, für sie wichtige WENN-DANN-Erfahrungen zu sammeln. 

Beim Spiel zählt nicht das Ergebnis, sondern der Prozess und das, was das Kind dabei lernt, um zu einem Ergebnis zu gelangen. Das ihm zur Verfügung stehende Material muss es erkunden, entdecken sowie die Fähigkeit entwickeln, selbstständig zu handeln. 

Deshalb lohnt es sich, das Kind seine eigenen Erfahrungen machen zu lassen und es zu ermutigen, die Dinge zuerst selbst auszuprobieren. Nehmen Sie stattdessen die Beobachterrolle ein. Erst wenn das Kind nicht mehr weiterweiss, können ihm die Bezugspersonen Fragen stellen, wie zum Beispiel: „Kann der Zug über die Gleise fahren? Wie soll dein Legohaus aussehen?“

Indem wir nicht eingreifen, sondern mit dem Kind zusammen überlegen, wie es weiterkommen könnte, übt es eigene Lösungsstrategien ein, welche schlussendlich zum Ziel führen. Dieses Gefühl „ich habe es allein geschafft“ löst Freude aus und wirkt sich wiederum positiv auf den Selbstwert des Kindes aus. 

Das Kind lernt: „Ich kann Misserfolge aushalten, lasse mich nicht entmutigen und mache weiter, bis ich mit meinem Ergebnis zufrieden bin!“ 

Diese Momente stehen eng im Zusammenhang mit Bildung. Ausprobieren und entdecken, fördert die Konzentrationsfähigkeit und Selbstständigkeit. Dies sind wiederum wichtige Kompetenzen für den Schuleintritt. 

Zudem vermute ich, dass Sie künftig eine passivere Rolle während den Spielmomenten einnehmen werden, da die Kinder eine eigene Strategie finden, um Probleme zu lösen. 

Geniessen sie diese kurzen Verschnaufpausen ganz ohne schlechtes Gewissen, denn sie begleiten ihre Kinder während dieser Phase in die Selbstständigkeit. 

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