Emotionales Klima
Folge “Erziehungsratgeber” in Zusammenarbeit mit den Freiburger Nachrichten
«Unsere Tochter ist jetzt 5 Jahre alt und es ist bei uns zwar zum Glück noch nie passiert, aber ich frage mich doch immer wieder, wie ich reagieren könnte, wenn mein Kind mit anderen Kindern ‘Doktor spielen’ würde. Ich möchte solche Spiele nicht explizit verbieten, weil ich denke, dass die Kinder durch ein Verbot gerade noch auf Ideen kommen könnten.»
Besten Dank für Ihre Frage, die bestimmt viele Eltern interessiert. Auch wenn man nicht so oft darüber spricht wie über andere Erziehungsthemen, gehören Spiele wie ‘Dökterle’ oder andere Arten den eigenen Körper zu entdecken und sich für den Körper anderer zu interessieren zur Entwicklung von jungen Kindern.
Doktorspiele entstehen oft bei Kindern zwischen 3 und 5 Jahren. Die Neugier bezüglich des menschlichen Körpers ist dann sehr gross... Solche Spiele sind nicht unbedingt ‘schlecht’, müssen also nicht grundsätzlich verboten werden. Wie bei allen Spielen ist es jedoch wichtig, dass alle beteiligten Kinder einverstanden sind mit dem Spiel und kein Kind gezwungen wird etwas zu tun was es nicht will.
Die Erwachsenen sollten darauf achten, ob dies der Fall ist, wenn sie die Kinder bei einem Spiel beobachten. Um beurteilen zu können, ob alle Kinder mit dem Spiel einverstanden sind, kann man auch mit jedem einzeln sprechen, und zum Beispiel fragen: «Wie war dieses Spiel für dich? Wie hast du dich dabei gefühlt?». Wenn das Kind positive Gefühle ausdrückt und sich motiviert für das Spiel zeigt, kann man davon ausgehen, dass es damit einverstanden ist/war. Negative Gefühle (Angst, Schuldgefühl, Scham…) sind Zeichen für einen problematischen Spielkontext. Es ist wichtig, dann klar "Stopp" zu sagen und die Kinder beim Beenden des Spiels zu begleiten.
In beiden Fällen (positive oder negative Gefühle) ist es wertvoll, wenn die Erwachsenen sich für die Fragen und das Erlebte der Kinder interessieren und mit ihnen darüber sprechen. Manchmal ist es für Eltern schwierig Worte zu finden, besonders wenn es um Sexualität oder Intimität geht. Die frühkindliche sexuelle Entwicklung gehört aber genauso zum Erziehungsalltag wie andere Entwicklungsbereiche der Kinder. Zögern Sie nicht, den Kontakt zu Fachpersonen zu suchen, wenn Sie sich auf diese Erziehungsaufgabe vorbereiten oder in einer spezifischen Situation begleitet werden möchten.
